Das IfL zeigt Ergebnisse seiner Forschungen und Exponate aus den wissenschaftlichen Sammlungen des Instituts immer wieder auch in Form von Ausstellungen. Einige davon sind als Wanderausstellung konzipiert und können auf Anfrage zur Präsentation in dafür geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Neben der Konzeption und Realisierung eigener Ausstellungen stellt das IfL Originale aus seinem Archiv für Geographie und aus der Geographischen Zentralbibliothek für Ausstellungen Dritter als Leihgaben zur Verfügung.
Dr. Heinz Peter Brogiato
H_Brogiato(at)leibniz-ifl.de
Tel.: +49 341 600 55-126
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führt die Ausstellung, die vom Leibniz-Institut für Länderkunde konzipiert und erstellt worden ist, dem Besucher die Wandlung der Stadt eindrucksvoll vor Augen. Gezeigt werden 50 ausgewählte Fotografien aus dem Innenstadtbereich, aufgenommen im Jahr 1946, die zerstörte oder beschädigte Gebäude oder ganze Straßenzüge, Menschen beim Aufräumen der Schuttberge und die Anfänge eines sich wieder langsam normalisierenden Lebens zwischen den Trümmern zeigen. Die meisten historischen Bilder stammen von dem Leipziger Fotografen Johannes Baufeld und waren bisher in der Öffentlichkeit noch nicht zu sehen.
Den historischen Aufnahmen vom Kriegsende haben die Ausstellungsmacher jeweils eine Fotografie des Motivs aus heutiger Zeit gegenübergestellt. Fotograf Martin Toste, Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Länderkunde, hat dafür exakt vom Standort des Jahres 1946 aus das Motiv noch einmal aufgenommen. Die so entstandenen Bildpaare erzählen Geschichten von Kriegszerstörung und Wiederaufbau, vom Wandel architektonischer und gesellschaftlicher Ideale und davon, wie Leipzig sich immer wieder neu erfinden musste und erfunden hat.
„Durch die Gegenüberstellung von historischen und zeitgenössischen Fotos können wir deutlicher sehen, was in den Jahrzehnten nach dem Kriegsende geworden ist: Wiederaufbau, Nachbau oder Neubau?“, schreibt Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung in seinem Grußwort zur Ausstellung
Eine digitale Version der Schau ist unter landschaften-in-deutschland.de verfügbar.
Steigende Einwohnerzahlen und eine zunehmende Internationalisierung haben Leipzig in den letzten Jahren stark geprägt. Auch das Leben in den Wohngebieten am Stadtrand wandelt sich. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Plakatausstellung »Blicke wechseln. Miteinander (er)leben in Paunsdorf« mit den Erfahrungen der Menschen und dem Alltag in Einrichtungen wie Jugendclubs, Schulen und öffentlichen Räumen. Die Schau wurde vom IfL im Rahmen des Forschungsprojekts Umgang mit Vielfalt an den Rändern der postmigrantischen Stadt gestaltet.
Eine digitale Version der Plakatausstellung ist hier verfügbar.
Südamerika hat auf deutschsprachige Naturforscher und Künstler immer schon eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Als Höhepunkt dieser langen Forschungstradition gilt die Amerikareise Alexander von Humboldts 1799 bis 1804. Ein Jahrhundert später, 1903, machten sich der Leipziger Geograph Hans Meyer und der Münchner Maler Rudolf Reschreiter auf den Weg nach Ecuador, um die Hochanden zu erkunden. Meyer erforschte Gletscher und Vulkane und dokumentierte die Reise akribisch in Tagebüchern und Fotografien, Reschreiter malte die Gebirgslandschaften.
Die Ausstellung stellt die Expedition von Meyer und Reschreiter in einen größeren Kontext der Andenforschung. Auf 14 Tafeln werden die beiden Protagonisten vorgestellt und verschiedene Facetten der Reise durch Gemälde Reschreiters und Fotografien Meyers visualisiert. Im Vergleich der historischen Fotos mit Aufnahmen aus der jüngeren Forschung wird der Wandel des südamerikanischen Staates, seiner Landschaften und Städte vor Augen geführt. Die Schau tematisiert zudem die Entwicklung der Erforschung und der künstlerischen Darstellung der Anden im 19. Jahrhundert und vermittelt Eindrücke aus der heutigen geowissenschaftlichen Forschung.
Einer der ersten Anbieter von Pauschalreisen in Deutschland war der Berliner Carl Stangen. Zwischen 1868 und 1899 führte sein Reisebüro 686 Reisen durch, zu den antiken Stätten des Mittelmeerraumes, in den Orient, nach Ostasien, aber auch um die ganze Welt. Die Weltausstellung in Chicago bot den Anlass, 1893 eine Reise quer durch den nordamerikanischen Kontinent anzubieten. Am 6. Mai 1893 lichtete der Schnelldampfer „Saale“ den Anker in Bremerhaven, an Bord 57 Passagiere, die sich den Luxus gönnten, für 5400 Mark die Neue Welt 400 Jahre nach Kolumbus neu zu entdecken.
Ein Mitglied der Gruppe, die sich „Stangen’s Party“ nannte, war William Davignon aus Lüttich. Er kaufte unterwegs Fotografien als Reiseandenken und stellte später ein prachtvolles Fotoalbum mit insgesamt 191 Aufnahmen zusammen. Aus diesem Fundus schöpft die Ausstellung. Sie zeigt Fotografien aus den aufstrebenden Weltstädten New York, Washington und Chicago, aber auch von den Naturwundern im Westen der USA. Die professionellen Aufnahmen von bekannten amerikanischen Fotografen wie Charles Dudley Arnold, Charles Roscoe Savage oder Isaiah West Taber vermitteln einzigartige Impressionen aus den Vereinigten Staaten am Ende des 19. Jahrhunderts.
Zum 150-jährigen Jubiläum der Geographischen Gesellschaft zu Leipzig entstand 2011 eine Posterausstellung unter dem Titel „Faszination Ferne“, die auf 30 Tafeln die Geschichte des Vereins sowie Facetten aus der Geschichte der Leipziger Geographie darstellt. Grundlage war der Archivbestand des IfL zur Leipziger Geographischen Gesellschaft. Die Schau war im Leipziger Neuen Rathaus und in den „Promenaden“ im Hauptbahnhof zu sehen.
Wie viele andere Städte bestand Leipzig bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen aus dem mittelalterlichen Stadtkern, den kleine Vorstädte und Dörfer umgaben. Erst mit der Industrialisierung wuchsen die Teile zur Großstadt zusammen, und mit dem Umbau der Innenstadt um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde Leipzig schließlich zur pulsierenden Metropole.
Dokumentiert ist der Wandel unter anderem in Ansichtskarten, rund 5000 Motive umfasst allein die Sammlung des IfL. Die Posterausstellung zeigt auf 80 großformatigen Tafeln Leipziger Orte und Gebäude in der Gegenüberstellung von kolorierten Ansichtskarten aus der Zeit zwischen 1900 und 1920 mit Fotografien vom heutigen Zustand. Auf diese Weise entsteht ein verblüffend lebendiges Bild der Stadt um die Jahrhundertwende und werden die tief greifenden Veränderungen im 20. Jahrhundert erkennbar.
Grundlage der Ausstellung sind die im Lehmstedt-Verlag erschienenen Bildbände "Leipzig um 1900. Die Innenstadt in kolorierten Ansichtskarten" und "Leipzig um 1900. Die Stadtteile in kolorierten Ansichtskarten" von Heinz Peter Brogiato. Die Schau war in zwei Teilen – Innenstadt und Stadtteile – von April bis Oktober 2009 in der Stadtbibliothek Leipzig zu sehen und wird seitdem in den Stadtteilbüchereien gezeigt.
Als ein für viele erschwingliches Konsumgut steht die Pauschalreise heute als Chiffre für standardisierten Massentourismus. In den Anfangstagen der durchorganisierten Gruppenexkursion im 19. Jahrhundert konnte sich eine „Gesellschaftsreise“ nur wenige leisten: 5400 Mark, den mehrfachen Jahreslohn eines Industriearbeiters, zahlten Touristen für den 84-tägigen Pauschaltrip in die USA, den der deutsche Reisepionier Carl Stangen 1893 anbot.
Die Route der 57-köpfigen Gruppe führte von New York bis an die Pazifikküste nach San Francisco. Unter den Teilnehmern befand sich William Davignon, auf der Passagierliste des für die Atlantikquerung gecharterten Schnelldampfers „Saale“ als "Student aus Lüttich" geführt. Der Belgier liebte nicht nur das Reisen, sondern war auch ein leidenschaftlicher Sammler. Aus seinem Besitz stammt das Fotoalbum „Reise in die USA 1893“, das sich heute mit weiteren 18 Prachtalben des späteren Privatiers im Archiv des IfL befindet.
Aus dieser Quelle schöpft die Ausstellung "Mit Carl Stangen unterwegs. Fotografien einer Amerikareise 1893", die von Juni bis September 2018 in der Leipziger Stadtbibliothek zu sehen war. Die größtenteils von amerikanischen Berufsfotografen gemachten Aufnahmen zeigen ein Land im rasanten Aufbruch zur Weltwirtschaftsmacht. Städtebau und Verkehrstechnik der Moderne stehen im Osten im Vordergrund, der Westen der USA wird als Land von überwältigenden Naturschönheiten präsentiert. Nur bei einigen wenigen Bildern scheinen europäische Stereotype vom „Wilden Westen“ durch. Sie stammen von der Reisegruppe selbst.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auf privater Ebene eine umfassende Agitation für die deutsche Polarforschung. Nach der Reichseinigung 1871 entschloss sich das Deutsche Reich vor dem Hintergrund des Wettlaufs um die letzten „weißen Flecken" auf der Landkarte, eine Expedition in die Antarktis zu finanzieren.
Am 11. August 1901 lief das Segelschiff „Gauss“ zu einer zweijährigen Forschungsreise in die Antarktis aus. Unter den 32 Besatzungsmitgliedern waren Wissenschaftler verschiedener Disziplinen. Die wissenschaftliche Leitung hatte der Geograph Erich von Drygalski (1865–1949). Als das Schiff am 25. November 1903 wieder im Heimathafen Kiel einlief, waren die wissenschaftlichen Ergebnisse so umfangreich, dass an deren Auswertung über hundert Spezialisten im Zeitraum von 1905 bis 1931 arbeiteten.
Die Ausstellung präsentiert Unterlagen der Expedition, die dem damaligen Museum für Länderkunde 1931 übergeben wurden. Auf 26 Postertafeln werden der Verlauf und die Forschungsergebnisse dieser Expedition dargestellt, darüber hinaus die langjährigen Planungen und Vorbereitungen sowie internationalen Kooperationen innerhalb der Südpolarforschung und die wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Deutschen Kaiserreich.
Im Archiv für Geographie befinden sich etwa 200 Nachlässe bedeutender Hochschulgeographen, Forschungsreisender und Privatgelehrter sowie Aktenbestände geographischer Vereine, Verbände und Zeitschriftenredaktionen. In ihnen spiegelt sich die Disziplingeschichte der Geographie im 19. und 20. Jahrhundert wider.
Die Ausstellung zeigt auf 26 Postertafeln 14 exemplarische Bestände. Einen Schwerpunkt bilden bedeutende Vertreter der Leipziger Hochschulgeographie, die die deutsche und internationale Geographie entscheidend geprägt haben:
Die ebenfalls gezeigten Unterlagen der Ersten Deutschen Südpolarexpedition 1901–1903 oder die Zentralasienexpedition Emil Trinklers 1927/28 geben interessante Einblicke in den Forschungsalltag der Geographen. Auch die geographischen Wissenschaftsstrukturen im Nationalsozialismus oder in der DDR werden dargestellt. Schließlich präsentiert die Ausstellung anschaulich Aspekte der jüngeren Ideengeschichte wie die Theorie der Zentralen Orte von Walter Christaller oder die Sozialgeographie Wolfgang Hartkes.