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Projekt-Info

Mitwirkende

Francis Harvey, Eric Losang, Ihor Doroshenko

Kooperation(en)

Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Universität Gießen

Dauer

05/2019 – 12/2023

Förderung

Leibniz-Wettbewerb, Förderprogramm Leibniz-Kooperative Exzellenz

Kontakt

Prof. Dr. Francis Harvey
Tel. +49 341 600 55-111
F_Harvey(at)leibniz-ifl.de

Herausforderungen der Geodaten-basierten Erforschung von Ortsnamensverzeichnissen (Gazetteers)

Räumlich strukturierte Daten spielen in vielen Wissenschaftsgebieten eine wichtige Rolle, von Geografie und Archäologie über Kunstgeschichte bis zur Klimaforschung. Eine Schwierigkeit besteht für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft darin, dass sie es mit verschiedenartigen Quellen solcher verorteten Daten zu tun haben, die nicht unmittelbar "kompatibel" sind. Eine besondere Herausforderung für deren wissenschaftlichen, interdisziplinären Gebrauch stellen frühere und aktuelle Änderungen von Ortsnamen und nicht einheitliche Metadatenstrukturen dar.

Wissenschaftler des IfL haben sich deshalb mit Kolleginnen und Kollegen des Herder-Instituts und der Universität Gießen zusammengeschlossen, um in den kommenden drei Jahren Lösungsansätze für die Nutzung von uneinheitlich strukturierten Verortungsinformationen (Gazetteers) zu erarbeiten. Gemeinsam wollen sie eine Web-Anwendung entwickeln, mit der die Inhalte und Metadatenbeschreibungen von online verfügbaren Ortsregistern miteinander verglichen und damit für die Forschung nutzbar gemacht werden können.

Neben diesem praktischen Aspekt verfolgt das Projekt zudem ein konzeptionelles Ziel. Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass geografische Namen mehr repräsentieren als nur Standorte: Die Verortungen spiegeln Macht-Wissenkonstellationen wider, also geografische Diskurse und Verständnisse. Indem wissenschaftliche und staatliche Autoritäten Ortsnamen festlegen und offizielle Ortsverzeichnisse erstellen, definieren sie in gewisser Weise auch Sichtweisen auf die Welt. Am Beispiel der Gazetteers und ihrer wechselnden Inhalte lässt sich daher sehr gut erforschen, wie sich Macht-Wissenkonstellationen verändert haben und seit dem Eintritt in das digitale Zeitalter weiter ändern. Im Fokus stehen folgende Fragen:

  • Wie prägen staatliche und wissenschaftliche Akteure in Ostmitteleuropa geografische Diskurse?
  • Wie haben sich technische Innovationen auf Gazetteers ausgewirkt, etwa die standardisierte Kartenproduktion seit dem 18. Jahrhundert oder die Computertechnologie seit den 1970er-Jahren?
  • In welchem Ausmaß wurden geografische Diskurse von technischen, politischen und ökonomischen Faktoren beeinflusst?

Forschungen zu diesen Themen sind in vielerlei Hinsicht von wissenschaftlichem und öffentlichem Interesse. Zum einen offenbaren sie Mechanismen und Konsequenzen von Digitalisierungsprozessen, die sich auf andere Felder übertragen lassen. Zu nennen wäre die Transformation von analogen zu digitalen Enzyklopädien und wie diese den „aktuellen“ Stand von Spezialwissen definieren, oder der Wandel von Wirtschaftsstatistiken und wie diese den internationalen Handel und Abhängigkeiten strukturieren. Zum anderen sind geografische Namen in jüngster Zeit Gegenstand heftiger Diskussionen um lokale, regionale und nationale Identitäten, etwa in dem im Februar 2019 beigelegten Streit um den Namen Mazedonien.

Insgesamt will das Projekt eine breite Auseinandersetzung mit Fragen geografischer Wissensordnungen anregen und wird dazu die Anwendung zur vergleichenden Auswertung verschiedener Gazetteers der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

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