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Projekt-Info

Mitwirkende

Ute Wardenga, Dirk Hänsgen, Maximilian Georg, Ninja Steinbach-Hüther, Maximilian Stintzing, Philipp Meyer

Kooperation(en)

Universität Leipzig

Dauer

01/2016 – 12/2019

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Kontakt

Prof. Dr. Ute Wardenga
Tel. +49 341 600 55-110
U_Wardenga(at)leibniz-ifl.de

„Unser Feld ist die Welt“: Geographische Gesellschaften 1821–1914 im internationalen Vergleich

Teilprojekt im Sonderforschungsbereich "Verräumlichungs­prozesse unter Globalisierungsbedingungen" (SFB 1199)

Seit ihren Anfängen und besonders im sogenannten langen 19. Jahrhundert spielten Geographische Gesellschaften eine wichtige Mittlerrolle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Sie organisierten und unterstützten Expeditionen, veröffentlichten Forschungsergebnisse in ihren Zeitschriften und erreichten mit ihren Vorträgen und Ausstellungen ein großes Publikum. Die Berichte aus vormals unbekannten Weltgegenden vermittelten indes nicht nur raumbezogenes Faktenwissen. Sie beflügelten auch die Phantasie der Zeitgenossen und trugen dazu bei, dass sich neue, globalere Vorstellungen von der Welt und ihren räumlichen Ordnungen entwickeln, verbreiten und an Akzeptanz gewinnen konnten.

Das Projekt untersuchte in der ersten Förderphase des SFB 1199, wie und warum Geographische Gesellschaften zur Konfiguration neuer Raumformate und Raumordnungen beitrugen. Im Unterschied zu bisherigen Forschungen ging das Projektteam davon aus, dass die Art und Weise, wie raumbezogenes Wissen gewonnen und vermittelt wurde, spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich von Geographischen Gesellschaften in aller Welt beeinflusst wurde: Sie setzten gewissermaßen internationale Standards, gleichzeitig bildeten sich je nach Gesellschaft individuelle Unterschiede heraus.

Ergebnisse/Publikationen

In der ersten Phase des SFB hat das Projektteam die zwischen 1821 und 1914 erschienenen Zeitschriften von rund 30 Geographischen Gesellschaften in Europa, Amerika, Asien, Nordafrika und Australien ausgewertet. Anhand eines eigens entwickelten Kodierungsschemas wurden zahlreiche qualitative und quantitative Merkmale systematisch erfasst: von der Zusammensetzung des Vorstandes und der Sozialstruktur der Mitglieder über Korrespondenzen und verliehene Auszeichnungen bis zur materiellen Ausstattung der Gesellschaften und der Struktur ihrer Publikationsorgane. Mithilfe einer vergleichenden Analyse von mittlerweile rund 60.000 Dateneinträgen konnten erstmals sowohl strukturelle Besonderheiten einzelner Gesellschaften als auch ihre transnationalen Verflechtungen sowie thematische und regionale Schwerpunktbildungen herausgearbeitet werden.

Wie sich zeigte, hatten Geographische Gesellschaften vielerorts wesentlichen Einfluss darauf, dass natürliche Faktoren wie die Beschaffenheit des geologischen Untergrundes, des Klimas oder der Pflanzen- und Tierwelt herangezogen wurden, um Gebietsansprüche zu untermauern und Räume gegeneinander abzugrenzen. Diese wurden zur Grundlage nicht nur von Raumformatierungen – etwa als Nationalstaat, Region oder imperialer Ergänzungsraum –, sondern auch neuer globaler Raumordnungen. Insgesamt waren Geographische Gesellschaften für das in ihnen engagierte Bürgertum wirkmächtige Foren, um in der unübersichtlichen Übergangsphase zu einer nahezu vollständig globalisierten Welt Orientierung und Deutungshoheit zu gewinnen.

Publikationen (Auswahl)

Georg, Maximilian / Wardenga, Ute (2020): “Our Field Is the World”: Geographical Societies in International Comparison, 1821-1914. In: Schelhaas, Bruno / Ferretti, Federico / Reyes Novaes, André / Schmidt die Friedberg, Marcella (Hrsg.): Decolonising and Internationalising Geography. Essays in the History of Contested Science. Cham: Springer Nature Switzerland AG, S. 67-79 (Historical Geography and Geoscience)

Steinbach-Hüther, Ninja / Hänsgen, Dirk / Efer, Thomas / Wardenga, Ute (2019): Geographiegeschichtsschreibung und Digital Humanities. Neue Methoden für Zeitschriftenanalysen. Leipzig: Universitätsverlag Leipzig. 30 S. (Working paper series des SFB 1199 an der Universität Leipzig; 15)

Wardenga, Ute (2019): Geographische Gesellschaften als Pioniere nationaler und kolonialer Raumordnungen. In: Geographische Rundschau 71 (5), S. 10–14

Wardenga, Ute (2019): Von der Länderkunde zu Regionalen Geographien. In: Geographische Rundschau 71 (1/2), S. 46–51

Wardenga, Ute / Möhring, Maren / Pisarz-Ramirez, Gabriele (2019): Imaginationen. Berlin, Boston: De Gruyter (Dialektik des Globalen. Kernbegriffe; 5)

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